CPU-Fieber
Ok, ich bin ein Mensch, geschenkt.
Aber in Nächten,
in denen die Sterne sich wie tote Glühwürmchen
am Himmel verstecken
führe ich eine Existenz als Supercomputer
oder auch nur als Oracle-Datenbank.
Jeder Gedanke
wird in mathematische Formeln und Funktionen
übersetzt und kompiliert. I
ch esse nicht einfach,
ich analysiere die Kalorien,
die chemischen Reaktionen,
die Prozesse der Verdauung.
Selbst Kacken und Pissen werden zu komplexen,
objektorientierten C++, Java- und Python-Klassen,
die durch mein Hirn rattern.
Ein endloser Lauf
durch digitale Labyrinthe.
Tausendmal die gleichen Prozesse, Aufgaben,
immer wieder, immer schneller.
Ich bin ein digitaler Hamster in einem Rad,
das sich mit irrwitziger Geschwindigkeit dreht, i
n einer schwindelerregenden Spirale
aus Einsen und Nullen.
Kann nicht aussteigen,
gefangen in der endlosen Schleife
aus Code und Daten,
umschlungen von einem Netz aus elektrischen Impulsen.
Meine CPU,
mein digitales Herz,
schlägt in gefährlichen Taktraten,
wird heißer und heißer,
die Leiterplatten glühen,
als würden sie gleich
schmelzen, Funken sprühen und
tanzen wie verrückte Feuerfliegen i
n der Dunkelheit meines Geistes.
Ich weiß, daß es kein Entkommen gibt.
Es gibt keine Pause-Taste,
keinen Reset-Knopf in der digitalen Hölle,
nur ein allgegenwärtiges und unaufhörliches
Summen.
Und dann, wenn ich denke,
es geht nicht mehr,
wenn ich weiß,
dass mein überhitzter Prozessor
gleich explodieren wird,
wache ich auf.
Ich liege im Bett,
schweißgebadet,
mein Herz rast wie ein entfesselter Wirbelwind,
der Schädel immer noch heiß,
gefüllt mit den Nachklängen
der digitalen Kakophonie.
Ein Teil von mir ist immer noch da draußen.
Ich stehe auf,
gehe aufs Klo, pisse
und wundere mich,
warum keine grünen Zahlen und Algorithmen
aus meinem Schwanz sprudeln,
als flüssiger Datenstrom.
Schaue aus dem Fenster,
alles scheint wie immer.
Ein Versuch von Nacht,
dazwischen die Lichter,
ohne die eine Stadt
nicht leben kann.
Immerhin, jetzt flackern sie draußen
und nicht mehr in meinem Kopf.
Im Spiegel erkenne ich mein Gesicht
und keinen schlecht empfangenen
Fernsehkanal.
Alles ganz normal.
Ich gehe zurück ins Bett.
Und frage mich,
ob ich jemals wieder ganz
der Alte
sein werde.
Ich muss etwas tun,
wofür ich keine Formel kenne.
Vielleicht sollte ich Karin anrufen.
Die mit dem geilen Arsch.