Mein Stammkiosk in Wuppertal-Oberbarmen, geführt von den Eheleuten Koziol. Das Foto ist im Sommer 1969 entstanden, zwei Jahre vor meiner ersten Begegnung mit PERRY. Ein PERRY-Heft - wohl der Sammelband 2 - sieht man übrigens im Aushang, zum Teil verdeckt von einem BUSSI BÄR. Ebenso auf die Bild meine beste Freundin Manuela mit ihrer Mutter.

Mit dem Untertassenlineal ins Weltall

1971: Perry unser Mann im All

Die nächste verpasste Gelegenheit, zeichnerisch aufs Gaspedal zu treten, bot sich mir im Sommer 1971. Ich war zehn Jahre, als ich mit meiner Mutter unseren Stammkiosk betrat. Das Angebot an Comics war überwältigend, und ich durfte mir ein Heft aussuchen - meine Mutter wollte es bezahlen. Wahrscheinlich hätte ich wie immer ein Fix und Foxi gewählt - doch dann entdeckte ich PERRY!

Raumschiffe, Mutanten, das Weltall, Explosionen - und alles zusammen für eine Mark! HAMMER! Es war eine Nummer irgendwo in der Vierzigern, also mußte es mehr davon geben – wieso war mir PERRY bislang entgangen, fragte ich mich. Es war wie eine Erleuchtung, solche Comics kannte ich zuvor nicht. Wenn man von Superman mal absah. Aber gegen PERRY sah der Stählerne ziemlich alt aus.

Und dann lag da noch ein weiteres PERRY-Heft, ein Sammelband mit drei Ausgaben - für zwei Mark! Genau diesen Sammelband hielt ich meiner Mutter entgegen. »Das ist aber ganz schön teuer«, sagte sie, doch ich war nicht auf den Mund gefallen: »Du hast gesagt, ein Heft - und das ist eines! Und es ist so dick wie drei Hefte, da sparst Du sogar Geld!« Das überzeugte sie.

So ging es los mit Perry Rhodan. Ich war hin und weg und verbrachte jede freie Stunde im Weltraum. Klapperte meinen Bekanntenkreis und auch diverse Flohmärkte nach älteren Ausgaben ab, kaufte weitere Sammelbände.

Ok, heute weiß ich, daß die Zeichnungen oft mies und die Storys stümperhaft waren. Aber mir Zehnjährigen konnte man das verkaufen, ich bekam den Hals nicht voll davon. Es gab ja auch nichts Besseres. Und was für ein Freudentag, als mir ein etliche Jahre älterer Nachbarsjunge seine Perry-Rhodan-Sammlung schenkte! Wohlgemerkt: Heftromane, keine Comics!

Ich verstand kein Wort von dem Techno-Kauderwelsch, das ich darin fand, aber die Titelbildzeichnungen und Innenillus beeindruckten mich. Gerne hätte ich selbst so gezeichnet, aber das ging ja nicht, weil ich kein Talent besaß, wie ich nicht vergessen hatte.

Aber vielleicht … bot sich ein Ausweg: Da waren diese akkurat gezeichneten Raumschiffe, die ich manchmal im Innenteil der Romane fand, die »Rißzeichnungen«. Da ließ sich was machen, so mit Lineal und Zirkel, dafür brauchte man kein Talent, oder? Ich mied ja alles, was auch nur entfernt an »freihändig« erinnerte! Lieber ak-ku-rat im rechten Winkel! Dem stimmte mein Vater zu, er schrieb ja auch so: in zackigen Druckbuchstaben – wenn er nicht gerade ne Pulle Wicküler Export am Hals hatte.

Während unsere Familie am Suff meines Alten zerbrach, zeichnete ich Kugelraumschiffe ohne Ende, mit Tellern, Tassen und Untertassen aus der Küche als Rundlineal. Quasselte einige Mitschüler so lange zu, bis wir einen Club gründeten - den CDVRF (»Club der vereinigten Raketenfreunde«, keine halben Sachen!). Wir wurden eine Art TKKG für Stubenhocker.

Unsere Ideen, Pläne und Zeichnungen stapelten sich, und doch fand nie einer der geplanten Raketenstarts statt. Ich zeichnete viel, doch Figuren mied ich. Lieber Rißzeichnungen und im Weltall herumballernde Kugelraumschiffe. Mit Bleistift, nachgemalt mit schwarzem Filzer.

Aus heutiger Sicht würde ich sagen: Es ging mit Vollgas in die falsche Richtung! »Zeichnen ohne Risiko« - das hätte ich damals unterschrieben! Die Rhodan-Welt, in die ich vor all den Bierflaschen und Fahnen flüchten konnte, war ein Refugium, das mir Sicherheit bot in einer Zeit des Schreckens.

Ein Jahr später entdeckte meine Mutter dann PERRY 38 unter meiner Matratze. Mit nackten Mädchen und abgerissenen Köpfen im Innenteil. Dafür kassierte ich eine Ohrfeige, das Heft wurde beschlagnahmt, was endgültig für lebenslange Treue sorgte.

Aber diese Geschichte habe ich bereits an anderer Stelle erzählt. Außerdem geht’s in meiner kleinen Forschungsreise nicht um die Wirkung nackter Brüste, sondern ums Zeichnen.

Darüber mehr beim nächsten Mal!

 

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